Die Skitourengruppe des Skiclub Vilsbiburg fuhr am letzten Aprilwochenende mit sieben Teilnehmern in die Schweizer Alpen.

Bereits am Freitag um 5 Uhr früh ging es unter der Führung von DSV-Bundesausbilder Andreas Zeeh über Lindau und den Zürichsee nach Andermatt zur Realp. Der Anstieg aus 1540 m auf die 2543 m hoch gelegene Albert-Heim Hütte unter sengender Mittagssonne war eine schweißtreibende Angelegenheit und erinnerte manchen an den Aufstieg zur Dix-Hütte in Rahmen der Haute Route im Jahre 2009. Doch die imposanten Alpenimpressionen, die während des gesamten Aufstieges geboten waren, machten die Anstrengungen nahezu ungeschehen. Bereits beim letzten Anstieg auf die einem Storchennest ähnelnde Albert-Heim Hütte zeigten sich unübersehbare Schneewolken, sodass die geplante Feierabend-Tour einem dichten Schneetreiben geopfert wurde. Wohlversorgt von den Wirtsleuten sammelte man Kräfte für den nächsten Tag.

Prompt bedient von 20 cm Neuschnee und herrlichem Sonnenschein, ging es am Samstag um 6 Uhr früh an den 3586 m hohen Galenstock. Hochmotiviert von den Traumbedingungen stieg man über den frisch verschneiten Tiefengletscher zügig empor. Bereits als das Skidepot in Reichweite erschien, wiederholte sich das Wetterspiel vom Vortag: Der Gipfelaufbau des Galenstock zog bei kräftigem Westwind mit Wolken zu. Aufgrund dieser Umstände und schwieriger Bedingungen in Fels und Firn musste die Kletterpartie nach einer Seillänge über den Nordgrat zum Gipfel abgebrochen werden. Entsprechenden alpinen Hochgenuss gab es bei der Abfahrt über den Tiefengletscher im Pulverschnee und weiter über Firnhänge ins Tal. Eine kurze Einkehr im Hotel Tiefenbach ließ die Idee reifen, in den kommenden Jahren von hier aus die umliegende Gipfel-Traumwelt weiter zu erkunden.

Am frühen Nachmittag ging es dann per Bahnverladung von Realp nach Oberwald im Wallis. Eine landschaftlich sehr reizvolle Fahrt führte durch das Wallis nach Täsch und weiter mit der Bahn ins autofreie Zermatt. Am nächsten Morgen ging es bei dichtem Nebel mit Aufstiegshilfen zur Bergstation der Stockhornbahn (3405m). Bei immer besser werdendem Wetter ging es über den Westgrat zum Gipfel des Stockhorns (3532m), von wo aus das komplette Monte Rosa Massiv zu Füßen lag. Weiter ging es über den Stockhornpass Richtung Jägerhorn (3970m). Aufgrund der Neuschneefälle und dem kräftigen Wind musste über die gesamte Strecke Spurarbeit geleistet werden. Durch kräftige Triebschneeansammlungen im Gipfelhang musste kurz vor dem Skidepot auf ca. 3900m wegen zu großer Lawinengefahr der Aufstieg abgebrochen werden. Bei schwierigen Abfahrtsverhältnissen ging es zuerst im steilen Gelände und weiter über flache große Gletscherflächen weiter zur neuen Monte Rosa Hütte (2883m). Bevor die Hütte erreicht wurde musste nochmals ein technisch anspruchsvoller Felsriegel über steilen Firn und Fels zu Fuß überstiegen werden.

Die neue Monte Rosa Hütte die in Kooperation mit mehreren Forschungsinstituten geplant und gebaut wurde, setzt neue Maßstäbe in der Energie- und Ressourceneffizienz sowie in der Innen- und Außenarchitektur. So entsteht für den Besucher eine ganz eigene Atmosphäre, die zu einem guten Wohlbefinden beiträgt, um neue Kräfte für den nächsten Tourentag zu tanken.

Am nächsten Morgen ging es ausgerüstet mit Stirnlampen und bei leichtem Schneetreiben Richtung Dufourspitze (4634m) los. Die Schneeverhältnisse waren für den Aufstieg recht ordentlich, da wegen windgepresstem Schnee keine allzu große Spurarbeit geleistet werden musste, für die Abfahrt bedeutet dies allerdings erschwerte Bedingungen. Bei stärker werdendem Wind verschwanden die Gipfel immer häufiger in den Wolken, so dass sich unser Guide auf einer Höhe von ca. 3600m Höhe zur Umkehr entschloss. Durch die ungünstigen Rahmenbedingungen wie starker Wind, schlechte Sicht, schwierige Abfahrtsverhältnissen, schlechte Wettervorhersage sowie erhebliche Lawinengefahrenstufe war ein weitergehen mit vertretbarem Risiko, getreu unserem Motte alte Bergsteiger und nicht berühmte Bergsteiger zu werden, nicht mehr möglich.

Zuerst über den Monte Rosa Gletscher und weiterüber den Gornergrat-Gletscher ging es in traumhafter Gletscherlandschaft und guter Sicht vorbei an faszinierenden Abbrüchen, Spalten und Gletschermäulern Richtung Zermatt. Krönender Abschluss war die einmalige Fahrt durch das Gletschertor, für die in diesem Moment ideale Verhältnisse herrschten.

In dem Wissen, dass die Wetterlage sich weiter verschlechtert, war der Schmerz, die Duforspitze sowie den Monte Blanc nicht erreicht zu haben, schnell vergessen. Durch Bergsteigerkollegen die zum gleichen Zeitpunkt im Mont Blanc Gebiet unterwegs waren wurde unsere Entscheidung bestätigt. Da es dort innerhalb von 2 Tagen ca. einen Meter Neuschnee gegeben hat und eine Besteigung des Mont Blanc unmöglich war.

Mit diesem Höhepunkt der Tourensaison 2011/12 endet auch gleichzeitig eine sehr erfolgreiche und aktive Tourensaison mit insgesamt 21 Skitouren und unterschiedlichsten Bedingungen. Der letzte Winter hat für uns Tourengeher viele Überraschungen geboten mit extremen Schneemassen, Kälte, besten Pulverschnee und herrlichen Firnhängen, so daß nun der Frühling und Sommer kommen darf.

Sepp Rettenbeck
Andreas Zeeh

 

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