Während mit dem Begriff Silvretta für den Wintersportler zwangsweise der Skizirkus von Ischgl verbunden ist, kennen den Namen Piz Buin die meisten Menschen nur von der berühmten Werbung für Sonnencreme. Das diese beiden Deutungen nicht den Kern treffen, davon konnten sich sechs engagierte Tourengeher des Skiclub Vilsbiburg kürzlich eingehend überzeugen.

Am vergangenen Donnerstag startete die Gruppe unter der bewährten Führung von DSV-Instruktor Xaver Peisl bereits um 5 Uhr mit dem Kleinbus eines Vereinskameraden Richtung Bodensee. Weiter ging es durch den Pfändertunnel bis Bludenz und dann ins Montafongebiet. Die Anreise zum Quartier in der Wiesbadener Hütte zeigte sich bereits als wahrhaft einzigartiges Erlebnis. Entgegen der sonst üblichen Abfolge ging es vom Ort Partenen (1051m) zunächst mit der Vermuntbahn bergwärts zum 1731m hohen Trominier. Dort erreicht man einen Wendeplatz für Kleinbusse und sonst weiter nichts. Drei speziell angefertigte Kleinbusse bringen die Gäste durch zwei sehr enge Tunnels in einer Höllenfahrt vorbei am Vermuntsee hoch zur Bielerhöhe, wo am Silvretta-Stausee (2030m) die Straße zur Winterzeit endet. Die Weiterfahrt ins nahe Galtür und Ischgl ist gesperrt, was der winterlichen Abgeschiedenheit dieser Gegend zu seiner Eigenheit verhilft.

Auf Skiern geht es dann über den zugefrorenen Silvretta See in leichter Steigung zur 2445m hoch gelegenen Wiesbadener Hütte. Die Hütte, die schon eher den Standard eines Bergasthauses mit reichlich Duschgelegenheiten, Strom und sonstigen Komfort darstellt, kann sehr wohl als Vorbild für viele andere Gaststätten dienen. Nach einer kurzen Pause machte sich die Gruppe noch auf eine kleine Tour, um den Nachmittag zu vertreiben. Die Sonne schickte schon ihre ersten Strahlen.

Am Freitag früh führte Xaver Peisl dann in bewährter Weise die geplante Tour auf den Piz Buin, den höchsten Berg Vorarlbergs (3312m). Bei brauchbarer Sicht und reichlich Neuschnee ging es quer über den Ochsentaler Gletscher „im Konvoi“ zur Einstiegsstelle für den Gipfelanstieg. Der große Teil der Hüttengäste nutzte die guten Wetterprognosen dieses Tages für das Gipfelschmankerl.

Bergsteiger aus vielen Nationen bewiesen uns, dass der Piz Buin durchaus Attraktivität hat. Vom Ski Depot aus ging es mit Steigeisen und Pickel die restlichen 300 Höhenmeter zum berühmten Gipfel. Der „Kamin“ erforderte in gewisser Weise bergsteigerische Sicherheit und den Einsatz von Sicherungsseilen. Minutengenau mit dem Erreichen des Gipfels zeigte sich die Sonne, und man konnte die herrlich vergletscherte Bergwelt sowie die Gipfel der berühmten Skigebiete von Arlberg, Ischgl, Davos und St. Moritz bestaunen. Auf dem Rückweg über den Ochsentaler Gletscher waren einige Pausen erforderlich, allein um sich einen Rückblick über den geleisteten bergsteigerischen Aufwand zu verinnerlichen. Traumhafte Abfahrten im weichen Powder rundeten das einmalige Gipfelerlebnis ab. Bei bester Verpflegung konnte man sich auf der Hütte gemütlich auf den nächsten Tourentag vorbereiten.

Am Samstag ging es bei strahlendem Sonnenschein wie geplant zur Dreiländerspitze (3197m). Dabei handelt es sich um den Grenzberg zwischen Tirol, Vorarlberg und Graubünden. Der Anstieg führte über den östlichen Teil des Vermuntgletscher zunächst in mäßiger Steigung, dann über einen steilen Nordwesthang bis unter die Ochsenscharte. Vom dortigen Skidepot ging des wiederum mit Steigeisen und Pickel die letzten 200 Höhenmeter in einer leichten Kletterei zum Gipfel. Mit reichlich Zeitreserve konnte man die Abfahrt über den Gletscher bis zur Hütte genießen und zwischendurch die verspätete Gipfelpause auf dem weiten Gelände nachholen.

Nachdem nun die beiden Gipfelziele erreicht waren und die Wetterprognose Wünsche offen ließ, beschloss man, nach einer finalen Hütteneinkehr den Heimweg anzutreten. Bei strahlendem Sonnenschein konnte man am Horizont schon die Abschiedswolken erkennen, sodass auf dem Heimweg keine Reue aufkommen musste.

Die Teilnehmer dieses traumhaften Tourenwochenendes waren sich einig, dass diese beiden Gipfelerlebnisse verbunden mit dem Topservice auf der Hütte als herausragendes Erlebnis in der bisherigen Skitourengeschichte des SC Vilsbiburg in Erinnerung bleiben.

 

Sepp Rettenbeck

 

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