Mittwoch, den 22. April 2015 bis 01. Mai 2015

Kaukasustour Zum Zehnjährigen Bestehen nahm sich die Skitourengruppe des Skiclubs Vilsbiburg unter der Leitung von DSV-Bundesausbilder Andreas Zeeh eine besondere Herausforderung vor.

Die 12-tägige Reise führte zum großen Kaukasus nach Georgien, mit dem finalen Ziel, den 5047m hohen Kazbek auf Skiern zu besteigen.

Am Mittwoch, den 22.04. fuhren die zehn Teilnehmer mit einem vollbepackten Kleinbus zum Flughafen München. Der Flug ging über Istanbul nach Tbilissi (Tiflis). Um 23 Uhr erreichte man den Zielflughafen, um nach über zwei Stunden per Bustransfer nach Skiort Gudauri im großen Kaukasus zu kommen. Archil Tsintsadze, ein routinierter georgischer Bergführer mit deutscher Ausbildung nahm uns im Hotel „Gudauri Hut“ (2000 m) in Empfang und führte uns die kommenden Tage durch die faszinierende Hochgebirgs-landschaft des großen Kaukasus.

In einem Vorbereitungsteil starteten wir am Donnerstag und Freitag jeweils direkt am Hotel zum Berg Bidara (3100 m) sowie auf den Gipfel Sazele (3300m), auf dessen Grat sich die Grenze zwischen Europa und Asien befindet. Nach einem Bustransfer zum Kreuzpass führte die Tour am Samstag zum Deda Ena (3400m). Unendlich weite, unverspurte Hänge gaben eine faszinierende Kostprobe von den Abfahrtsmöglichkeiten im Kaukasus. Am Sonntag waren nur 700 Hm Anstieg sowie einige Liftpassagen auf dem Plan, um sich beim Freeriden auf die kommenden, anstrengenden Hochgebirgstage vorzubereiten.

Im Hauptteil der Unternehmung ging es am Montag mit dem Kleinbus zum Ort Kazbeki und auf einem denkbar schlechten Weg hoch bis fast zur Kirche Zminda Sameda. Es verblieben trotzdem noch 1700 Höhenmeter Zustieg zur Bethlemi Hütte. Nach 6 Stunden Aufstieg und Überquerung des Gergeti-Gletschers erreichten wir die Bethlemi-Hütte (3670 m). Die Hütte ist weder beheizbar, noch bewirtschaftet. Die Bergführer kochten uns Tee und Fertiggerichte und mit Brot, Käse und Salami wurde der Nährstoffbedarf befriedigt. Der Dienstag diente der weiteren Höhenanpassung und man bestieg bei mäßiger Sicht den Ozweri (4300 m), dessen Gipfel über eine leichte Kletterei erreicht wurde.

Kaukasustour

Der Mittwoch versprach zumindest um die Mittagszeit gute Sicht und war somit ideal für die Besteigung des Kazbek, dem Hauptziel unserer Unternehmung. Um 3 Uhr krochen wir aus unseren eisigen Schlafsäcken, um nach dem Frühstück kurz nach halb vier mit der Stirnlampe Richtung Kazbek zu starten. Einen herrlichen Sonnenaufgang im Rücken, ging es auf der Normalroute entlang des Gletschers zum Plateau auf 4400m. Die windverblasene Flanke bis zum 4900 m hoch gelegenen Sattel musste mit Harscheisen erstiegen werden. Auf dem Sattel wurde das Skidepot eingerichtet und es ging in drei Seilschaften mit Steigeisen, Pickel und letzter Kraft, die restlichen 150 Höhenmeter zum kuppelförmigen Gipfel hoch. Um 11:15 Uhr war das sensationelle Ziel erreicht! Bei entsprechendem Wind, aber bester Sicht bis hinüber zum Elbrus war die Mannschaft überglücklich, zumal alle zehn Teilnehmer das große Ziel unter großer Anstrengung, aber ohne Komplikationen erreichte.

Die Gipfelabfahrt bis zur Bethlemi-Hütte war gezeichnet von dem windverblasenen Schnee und somit nicht ganz einfach. In der Hütte gab es noch einmal Tee, Suppe und Brotzeit, jedoch war man sich einig, nicht noch eine weitere Nacht unter „stark eingeschränkten Komfort“ zu verbringen. Die weitere Abfahrt hinunter zum Dorf Kazbeki bot bei strahlendem Sonnenschein herrliche Firnhänge und zum Schluss eine ausgedehnte Hangquerung, die teilweise von Grasstreifen durchzogen war. Mit den Skiern auf dem Rucksack musste noch ein wildromantisches Tal durchwandert werden, ehe man Kazbeki erreichte und mit dem Bus nach Gudauri zurück fuhr.

Ein georgischer Abend in der Gudauri Hut rundete bei Grillgerichten, Wein und dem lokalen Grappa „Cha Cha“ den Skitourenerfolg und die finale Kazbek-Besteigung ab.

Bereits an Donnerstag, unserem Gipfel-Reservetag konnten wir somit den kulturellen Teil der Reise beginnen. Unterwegs auf dem Weg nach Tbilssi besichtigten wir die Wehrkirche Ananuri und die alte Hauptstadt Mzcheta, die unter UNESCO Schutz steht. In einem Biergarten, der durchaus auch in Bayern seinen Platz finden könnte, zeigte sich erneut, dass die georgische Küche sehr geschmackvolle und würzige Gerichte hervor bringt. Grillgerichte, Käse sowie reichhaltig Kräuter und Gemüse brachten die ausgepowerten Mägen schier zum Platzen. In Tibilisi angekommen, folgte noch einen kleiner Stadtbummel mit Kneippenbesuch.

Am Freitag war wiederum ein besonderer Leckerbissen auf dem Programm: Eine abenteuerliche Fahrt auf holprigen Straßen in die Halbwüste nach David Garedscha mit Besichtigung des dortigen Höhlenklosters und der faszinierenden Höhlenmalereien. In diesem zweieinhalb Stunden von der Zivilisation entfernten Ort gibt es trotz der touristischen Attraktivität keinerlei Verpflegung, sodass wir ein komplettes Picknick aus der Stadt mitbringen mussten. Wir waren genau zur richtigen Jahreszeit dort, da die Wüste gerade in allen Farben blühte. Die Höhlen und das Kloster wurden vollständig aus dem weichen Vulkan-Sandstein heraus gearbeitet und machten einen faszinierenden Eindruck. An anderer Stelle in Georgien gibt es Höhlenklöster, die bis zu 50.000 Bewohner aufnehmen konnten.

Bei einer gastfreundlichen Winzerfamilie wurde etwas außerhalb von Tbilissi der große Abschluss dieser eindrucksvollen Tour im Rahmen eines georgischen Tisches begangen. In gelöster Stimmung, befreit von den Strapazen der vorhergehenden Tage und umrahmt von einem faszinierenden Jugendchor wurde der kulturelle Höhepunkt der zwölf erlebnisreichen Tage gefeiert. Zum Ausklang gab es am Samstag noch eine Stadtführung und ein gemeinsames Abendessen. Am Sonntag mussten wir bereits sehr früh den Heimflug antreten. Froh und überglücklich, dass alles so gut gegangen ist und das Wetter an den entscheidenden Stellen immer auf unserer Seite war, beendeten wir einen der absoluten Höhepunkte von zehn Jahren Skitourengruppe im Skiclub Vilsbiburg.

Sepp Rettenbeck